Schlagwort: Siegmund Freund

  • Ein Stück Zeitgeschichte ist von uns gegangen

    Ein Stück Zeitgeschichte ist von uns gegangen

    Nachruf

    Die Remscheider SPD trauert um Siegmund Freund

    (* 29.06.1920   † 28.08.2022)

    Ein Stück Zeitgeschichte ist vor wenigen Tagen friedlich eingeschlafen. Im gesegneten Alter von 102 Jahren ist Siegmund Freund, Holocaust-Überlebender aus Remscheid, am 28. August in seiner Wahlheimat Frankfurt verstorben.

    Siegmund Freund hat nicht nur aufgrund seines hohen Alters ein außergewöhnliches Leben gelebt – oder besser gesagt: zum Teil erleben müssen. Am 29. Juni 1920 geboren erlebte er als Jugendlicher, wie die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 an die Macht kamen. Für ihn als Remscheider jüdischen Glaubens war damit ein „normales“ Leben in seiner Heimat nicht mehr möglich. 1938 musste er die Schule – das ehemalige Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium und heutige Emma-Herwegh-Gymnasium – verlassen. Einen Abschluss zu machen hat ihm das nationalsozialistische Regime verwehrt.

    Siegmund Freund war gezwungen, Deutschland zu verlassen. Er überlebte den Holocaust, bei dem viele seiner Familienangehörigen den Tod fanden. Mit der Verlegung der ersten Stolpersteine in Remscheid im Herbst 2004 auf Initiative von Frieder Backhaus, Träger des Rheinlandtalers der Landschaftsversammlung Rheinland, gelang Remscheid das Kunststück, seinen großen Sohn, den es als Jugendlichen im Stich gelassen und in die Flucht getrieben hatte, ein Stück weit wieder zurück in die Heimat zu holen.

    Siegmund Freund hat seiner Heimatstadt ein Geschenk gemacht, welches nur wahrhaft große Menschen zu geben in der Lage sind: Er hat über viele Jahre jungen Menschen aus Remscheid seine Geschichte, die auch die Geschichte unserer Heimatstadt und unseres Landes ist, nähergebracht. Er hat das Grauen des Nationalsozialismus und seiner unfassbaren Verbrechen an unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die einst unsere Freunde und Nachbarn waren, anhand seiner Biographie begreiflich zu machen versucht.

    Siegmund Freund wurde als junger Mensch aus seiner Heimat vertrieben – aber er ist jung geblieben. Er hat mit seiner Bereitschaft, über das Erlebte im Holocaust mit jungen Menschen zu sprechen, viele Generationen von Schülerinnen und Schüler in unserer Stadt erreicht und wir sind uns sicher, dass er dadurch einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet hat unsere Gesellschaft stärker zu machen: stark gegen Antisemitismus, stark gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und stark gegen jede Art von Ausgrenzung und Gewalt.

    Wir als Remscheider SPD haben Siegmund Freund nicht nur geschätzt, wir haben ihn verehrt und besonders seine Leidenschaft für unsere Demokratie geschätzt. In Gesprächen, auch mit uns, gewann er seine Gesprächspartner stets mit seiner Bescheidenheit und seinem Humor.

    Aus Respekt vor seiner Lebensleistung haben wir ihm 2020 unseren Preis „Stolz auf Remscheid“ gewidmet.

    Wir verneigen uns vor Siegmund Freund und sagen „Shalom, lieber Siegmund!“

  • Vollendung des Denkmals für ehemalige jüdische Mitschüler

    Von Frederik Mücher

    Nach der schon in diesem Sommer befestigten Gedenkplatte für die im Holocaust ermordeten jüdischen Mitschüler der EMA, wurde nun das Ensemble durch den Freund-Baum, der nach dem ehemaligen Schüler und Grundinitiator Siegmund Freund benannt ist, abgerundet.
    Dieser kam vor fünf Jahren in seine alte Heimatstadt Remscheid, um dort der Verlegung der Stolpersteine seiner Eltern beizuwohnen. Dabei waren auch Oberstufenschüler seiner ehemaligen Schule anwesend, die sich nach dessen Besuch ausgiebig mit der Suche nach ehemaligen jüdischen Mitschülern beschäftigten.
    Über die Jahre wuchs allmählich eine Gruppe engagierter Schüler aus den Jahrgangsstufen 10 bis 13 zusammen, die Archive durchstöberten, Bücher wälzten und Akten durchsahen.
    So konnten 32 ehemalige Schüler gefunden und ihre Schicksale größtenteils aufgedeckt werden.
    Am Ende der Arbeit stand die Idee eines Denkmals, nachdem bereits drei Stolpersteine unter Anwesenheit Herrn Freunds verlegt worden waren.
    Dieser Idee widmete sich eine Gruppe kunstinteressierter Schüler, die eine Skulptur in Form eines Baumes entwarfen und anfertigten.
    Der Baum der nun vor dem Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium steht, stellt einen Baum der Schulgemeinschaft dar, dessen Äste in die Schule hineinwachsen und fest mit dieser verankert sind.
    Ein Ast ist jedoch abgetrennt, er symbolisiert die durch das NS-Regime geraubten jüdischen Schüler dieser Schule. Der Ast wird, um dieses Symbol noch zu verstärken, mit der Zeit dunkler werden, da die Legierung an dieser Stelle oxidationsanfällig ist.
    Die Einweihung war für alle Anwesenden ein sehr berührender Moment und man kann allen Beteiligten, ob nun Schülern, Lehrer oder Unterstützern nur das allergrößte Lob für ihr Engagement und ihre Leistungen aussprechen.
    Besonders muss man jedoch Herrn Siegmund Freund danken, durch den die Projekte und das Denkmal erst möglich geworden sind.

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