Schlagwort: Peter Biesenbach

  • Der Fall Amad A. zeigt: Festgenommene rechtsstaatlich und menschenwürdig behandeln statt bloß zu verwalten

    Der Fall Amad A. zeigt: Festgenommene rechtsstaatlich und menschenwürdig behandeln statt bloß zu verwalten

    Foto: Büro Sven Wolf

    Die Vernehmungen waren wichtig für unsere Aufklärungsarbeit. Und die Schilderungen der früheren Mitgefangenen von Amad A. gingen unter die Haut. Ex-Mitgefangene von Amad A. schilderten anschaulich und bedrückend seine Versuche, in der JVA Kleve seine Unschuld klarzumachen.

    Rechtsstaatlich besonders bedenklich ist, dass Amad A. noch Wochen nach seiner Inhaftierung nicht wusste, warum genau er überhaupt einsaß. Niemand in Polizei und Justiz hielt es offenbar für nötig, ihn verständlich aufzuklären und auf seine Rechte hinzuweisen.

    Nachdem auch die Anstaltspsychologin, der sich Amad A. mit Fakten und deutlichen Hinweisen Anfang September 2018 anvertraute, nichts unternahm, gab Amad A. auf. Gegen diese Psychologin wurden heute weitere Vorwürfe erhoben. Hinzu kommen Hinweise, dass Amad A. damit gedroht wurde, nach Verbüßung der Unrechthaft nach Syrien abgeschoben zu werden.

     

    Innen- und Justizminister müssen sich nach ihrer politischen Verantwortung fragen lassen: Warum wurde ein Festgenommener bürokratisch verwaltet, anstatt rechtsstaatlich und menschenwürdig behandelt zu werden?

     

    Erstaunlich schnell gab es auf die Frage, warum Amad A. das Feuer legte, eine politische Antwort der Landesregierung. Von Amts wegen muss der Justizminister jedoch der Wahrer neutraler Ermittlungen sein.

    Bereits am 10. Oktober 2018 sagte Minister Biesenbach gegenüber dem Landtag, Amad A. habe die Gegensprechanlage zu einem Hilferuf aus seiner brennenden Zelle nicht verwendet. Minister Biesenbach wird deshalb erklären müssen, wieso er sich so früh und deutlich festgelegt hat. Denn der ermittelnde Polizeibeamte sagte vor dem Untersuchungsausschuss aus, dass die technische Auswertung zu diesem Zeitpunkt noch andauerte.

    Der Streit der Gutachter, den wir gestern im PUA III erlebt haben, hätte Justizminister Biesenbach verhindern können. Schon alleine wegen der besonderen Brisanz des Falls hätte er direkt ein Zweitgutachten in Auftrag geben müssen. So oder so muss die Objektivität und Neutralität der Gutachter gewahrt bleiben – Beeinflussung ist hier nicht akzeptabel.

    Besonders problematisch ist, dass der Sachverständige der Staatsanwaltschaft auch über die inneren Beweggründe von Amad A. spekuliert hat. Damit hat der offizielle Gutachter seine fachlichen Grenzen überschritten, wie er selbst einräumte. Bei seiner Befragung kam allerdings heraus, dass er die Vorgabe hatte, abweichend von dem sonst üblichen Prozedere nicht nur objektive Fakten, sondern auch Vermutungen aus den damals vorliegenden Zeugenangaben einzubeziehen.

    Wir fragen uns zudem, wann der Justizminister den eindringlichen Appell des Gutachters Prof. Dr. Goertz nach einem Notrufknopf in allen Hafträumen endlich umsetzt. Das kann Leben retten!

  • Das seltsame Schweigen von Minister Biesenbach in der Causa Wendt

    Das seltsame Schweigen von Minister Biesenbach in der Causa Wendt

    Auf die vielen Fragen meiner Kolleginnen und Kollegen und mir hat Minister Biesenbach nicht geantwortet. Er ließ statt dessen seinen Abteilungsleiter antworten. Herr Minister Biesenbach gab sich im Gegensatz zu seinen früheren Beiträgen im Landtag sehr einsilbig und schwieg. Vom immensen Aufklärungswille ist nicht mehr viel geblieben. Nicht ein einziges Mal hatte sich Minister Biesenbach über den Fall berichten lassen. Erst als die SPD das Thema für die Sitzung anmeldete, holte der Minister einen Bericht bei der Staatsanwaltschaft ein.

    Dabei ist und bleibt das Thema wichtig. Viele Fragen bedürfen einer Antwort: Wie konnte es sein, dass ein Beamter über Jahre Bezüge erhielt ohne seinem Dienst nachzukommen? Wie konnte es sein, dass ein freigestellter Beamter auch nòch befördert wurde? Wie konnte es sein, dass ein Beamter seine Nebeneinkünfte nicht gegenüber seinem Dienstherren anzeigte?

    Lisa Kapteinat MdL, rechtspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion

    Meine Kollegin Lisa Kapteinat, rechtspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW erklärte dazu: „Der Aufklärungswille von Peter Biesenbach (CDU), den er früher zur Aufklärung in der Causa Wendt an den Tag gelegt hat, ist offenbar schlagartig erlahmt, seit er Minister geworden ist. Er hat sich seit Amtsantritt nicht einmal über den Stand des Ermittlungsverfahrens berichten lassen. In der Sitzung hat er nahezu alle Fragen von seinem Abteilungsleiter beantworten lassen.

    Es mutet eigenartig an, dass Minister Biesenbach sich so zurückhält und keinen Aufklärungswillen erkennen lässt. Der Bericht im Rechtsausschuss hat aber öffentlich werden lassen, dass Staatssekretär Jürgen Matthies (parteilos) von der Staatsanwaltschaft als Zeuge vernommen wurde. Wir erwarten, dass Herr Matthies jetzt dem Innenausschuss Rede und Antwort steht.“

    Der öffentliche Bericht des Ministeriums läßt sich hier nachlesen.