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  • Sophie-Scholl-Gesamtschule erhält den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

    Sophie-Scholl-Gesamtschule erhält den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

    Foto: Metin Kaynak

    „Sehr geehrter Herr Pötters,
    sehr geehrter Herr Hoffmann,
    liebe Schülerinnen und Schüler,

    herzlichen Dank für die Einladung zur heutigen Veranstaltung – heute wird der Sophie-Scholl-
    Gesamtschule die Plakette „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen.

    Für mich ist es jedes Mal ein besonderes Erlebnis, diese tolle Schule zu besuchen. Denn eine Sache
    fällt mir hier immer wieder auf: die Schülerinnen und Schüler der „Sophie-Scholl“ sind unheimlich
    engagiert. Sei es der SoWi-Kurs, der mich als eine ersten Schülergruppen vor wenigen Wochen nach
    der Corona Unterbrechung wieder im Landtag besuchte. (Lehrer Alexander Schenk und Bence
    Mauritz)

    Das gilt aber auch für den Geschichte-Projektkurs, der dieses großartige Projekt auf den Weg
    gebracht hat – ein Besuch an dieser Schule und ein Austausch mit Euch, den Schülerinnen und
    Schülern ist, für mich immer bereichernd.
    Als der Projektkurs Geschichte von Herrn Hoffmann mich gebeten hat, die Schirmherrschaft für das
    Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu übernehmen, war ich unglaublich stolz.
    Nicht nur darauf, dass die Schülerschaft sich gerade für mich entschieden hat, sondern besonders
    darauf, dass Werte wie Toleranz und Gleichberechtigung auch unseren jungen Mitmenschen sehr am
    Herz liegen.

    Dafür ein herzliches Dankeschön!

    Gerne will ich Euch bei Eurer künftigen Arbeit eine Schule ohne Rassismus und eine Schule mit
    Courage zu werden unterstützen.

    Toleranz, Gleichberechtigung, Courage – das sind Worte, mit denen Sophie Scholl, und alle die mit ihr
    gemeinsam gekämpft haben, bis heute in unser aller Erinnerung weiter lebt.

    Ihren selbstlosen Einsatz gegen das menschenverachtende NS-Regime hat sie letztlich mit ihrem
    jungen Leben bezahlt. Sie hat uns aber fast 80 Jahre nach ihrem Tod etwas wichtiges hinterlassen:
    Mut, den Mut, sich und seine Stimme gegen Ungerechtigkeit, Rassismus und Intoleranz zu erheben!
    In den jungen Jahren unserer heutigen Bundesrepublik gab es diese Wertschätzung und diese
    Achtung gegenüber diesem Mut nicht. Ganz im Gegenteil bis in die 1960er Jahre wurde dieser
    Widerstand von vielen und besonders von alten Nazis, die immer noch in wichtigen Positionen
    unseres Staates saßen, diffamiert.

    Ein unrühmliche Berufsgruppe waren die Juristen in unserem Land. Einen Beruf den ich vor vielen
    Jahrzehnten mit großer Leidenschaft selbst ergriffen habe. Aber erst in den letzten 20 Jahren reden
    wir Jurist*innen immer die Verantwortung unserer Berufskollegen am funktionieren des NS-Regimes.
    Allzu leicht stellten sich Juristen in den Dienst der Nazis oder waren selbst glühenden Anhänger
    dieser menschenverachtenden Ideologie.

    Erst nach Ende des zweiten Weltkriegs begannen Juristen wie der Rechtsphilosoph Gustav Radbruch,
    Grundsätze zu entwickeln und künftigen Generationen mitzugeben, um solche staatliche Willkür und
    staatlich organisierten Massenmord zu verhindern.

    Ein leuchtendes Beispiel ist der jüdische Staatsanwalt Dr. Fritz Bauer, der es sich trotz massiven
    Gegenwinds und Repressionen in den 1960/1970er Jahre zur Aufgabe gemacht hatte, die „Herrschaft
    des Rechts“ nach Ende der NS-Diktatur wieder herzustellen und Täter vor Gerichten zur
    Verantwortung zu ziehen. Mit seinem Namen sind die ersten großen Prozesse über die Verbrechen
    im KZ-Auschwitz und die Ergreifung eines der Hauptorganisators des Holocaust Adolf Eichmann
    untrennbar verbunden.

    Zwar ist diese Schule zu jung, um Zeuge schrecklicher nationalsozialistischer Willkür gewesen zu sein.
    Trotzdem ist hier die Überzeugung, so etwas nie wieder zuzulassen, allgegenwärtig zu spüren.
    Ich bin stolz darauf, dass Sophie Scholl dieser Schule nicht nur ihren Namen weitergegeben hat,
    sondern auch die Werte, für die sie lebte.

    Diese heutige Plakette ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern bringt auch eine Verantwortung mit
    sich.

    Rassismus, Sexismus und Homophobie verbreiten sich immer mehr in unserer eigentlich vielfältigen
    und toleranten Gesellschaft. Davon bleiben die Schulen nicht verschont. Dabei sollten gerade
    Schulen Orte des Miteinanders und des Respekts sein. Ohne Ausgrenzung, ohne Vorurteile, ohne
    Angst. Aber dafür mit Courage und mit Zusammenhalt.

    Um diesen Zusammenhalt weiterhin zu sichern, habt Ihr Euch heute tausenden deutschen Schulen
    angeschlossen und stellt euch nun Seite an Seite gegen Hass und Diskriminierung.

    Ich bin unglaublich glücklich, so viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer aber vor allem auch die
    mutigen Schülerinnen und Schüler zu sehen, die so ein tolles Beispiel für unsere Gesellschaft sind!
    Liebe Schülerinnen und Schüler, bitte behaltet den Willen und den Mut, Eure Stimme gegen
    Ungerechtigkeiten zu erheben, Euer Leben lang. Vergesst niemals die Erinnerung an Eure
    Namenspatronin Sophie Scholl und wofür sie gekämpft hat. Ein größeres Geschenk wird euch diese
    Schule trotz der großartigen Lehre nicht geben können.

    Vielen Dank.“